“Menschen die verzweifelt sind, sind zu allem fähig. Armut macht krank.” (Anna)

Auszug aus dem Tagebuch Fannys:

“Die letzte Nacht. Wir liegen lachend, planen Berlin. Joseph stolpert in den Raum. “Talk slowly!”. Angst in seinen braunen Augen. Legen uns bald schlafen. Ein Moment der Ruhe. Dann Schritte, nein, das kann man nicht Schritte nennen. Das waren rennende Beine. So wie ich noch nie welche gehoert habe. Man konnte sie spüren, durch die Wände. Rennend. Eilend. Voller Angst. “Seid leise!” schreit Joseph uns flüsternd an. In einer rasenden Bewegung bringt er die Kerze zum erlöschen. Ich springe auf. Suche nach Waffen, oder will ein Versteck finden, oder sonst was. Das hatte nichts mit Denken zu tun. Joseph zerrt mich zurück aufs Bett. Hält mich. All das und immer noch die tiefen rasenden , gleichmäßigen Schritte denen so viel Kraft innewohnt, dass sie die Luft im Raum zum pulsieren bringt. Jeder liegt fuer sich. Links von mir Josephs Hand, die sich in meine krallt. Fester Druck auf beiden Seiten. Anna tastet meinen Arm entlang. Ich greife ihre Hand. Wir halten uns fest. Aber egal wie fest wir die Hände drücken , es gibt keine Sicherheit. Was fuer eine Sicherheit kann kommen. Es gibt keine.keine keine. Keine die dein Leben wahrt. Joseph kuschelt sich in meinen Arm, nachdem die Schritte verhallt sind und nur noch die Stille der schleichenden Angst übrig ist von dem Unheil, das uns entgegen gekommen ist. Anna kuschelt sich in meinen anderen Arm. Ich will uns allen die Sicherheit geben, die wir beieinander suchen, aber wie soll das gehen. Bin nur ein hohler Körper in dem es schreit. Endlose Minuten verharren wir in dieser Position.

Ein Motorrad kreist durch die Strassen. Todesangst vor Räubern. Lebensangst um die Raeuber. Polizisten jagen sie. Bitte keine Schüsse. Mein Herz rast. Kakerlaken und Stimmen im Hof, die ich fuer Räuber halte. Ich kann nichts hören als das Klopfen meines Herzens. Wusste nicht, dass Herzen so laut schlagen können. BUMM BUMM BUMM.

Auszug aus dem Tagebuch Annas :

” Fuer uns ist es so einfach zu gehen. Unsere Freunde. Unsere Familie. Sie müssen bleiben. Doch es ist nicht falsch sich nach Sicherheit zu sehnen. Ihre Liebe und ihre Gebete begleiten uns. Die Dankbarkeit der Lehrerin, deren Waisenschule wir zu unterstützen versuchen , reist mit uns. Im Backpack die Plakate, die über Krankheiten aufklären. Die Plakate , die Leben retten können. Im Herzen Erinnerungen an Grauen und Gewalt. Schuldgefühle, Schock und Überforderung. Augen die zuviel gesehen haben. Zuviel, dass nicht wahr sein darf. Liebe. Wir finden und wir leben sie überall. Klänge in der Nacht. Sternen folgend durch das Schwarz. Die Melodie des Lebens verändert sich von Ort zu Ort, doch ihr Zauber verschwindet nicht. “

      Blick vom Balkon eines reicheren Hauses auf Mali Saba, Dandorra

Die Wellblechbaracke, in der Fanny und Anna gemeinsam mit Josefe lebten

Blick über die Dächer Mali Sabas